MODELLE – MOCKUPS UND PROTOTYPEN

Zur visuellen Darstellung reichen nicht immer Zeichnungen und digitale 3D-Modelle aus. Mit physischen Darstellungsmethoden können weitere Sinnesorgane angesprochen werden und Proportionen besser beurteilt werden. Dieser Artikel informiert daher, wann während des Designprozesses welche Darstellungsmethode verwendet werden sollte. Zudem werden die verschiedenen Bezeichnungen häufig in denselben Topf geworfen. Daher werden die Unterschiede anhand von mir selbst hergestellten Modellen, Mockups und Prototypen erklärt.

Von der Idee zur Visualisierung

In den meisten Fällen werden Ideen im ersten Schritt zeichnerisch dargestellt. In seltenen Fällen wird sofort mit Materialien experimentell gearbeitet, indem der Werkstoff dreidimensional verformt oder bearbeitet wird. Am Anfang des Entwurfsprozesses werden aber meistens Skizzen angefertigt. Bereits in dieser Phase können einfache Modelle aus Papier, Karton oder Schaum die Form- und Proportionsfindung unterstützen. Häufig werden die ersten physischen Modelle und Mockups erst nach der Erstellung von digitalen Zeichnungen und Renderings erstellt. Diese unterstützen den Kunden bei der dreidimensionalen Wahrnehmung und Entscheidungsfindung. Modelle und Mockups sind zudem einfacher herzustellen und daher wesentlich günstiger als vollfunktionsfähige Prototypen. Diese werden meistens umfänglich überprüft und gegebenenfalls angepasst, bevor daraus eine Nullserie und Serienfertigung resultiert. In der Architektur sind Modelle neben Materialmustern und Referenzgebäuden meistens der einzige physische Anhaltspunkt, bevor ein Gebäude „für die Ewigkeit“ gebaut wird.    

Architekturmodell Ausstellungsgebäude

Maßstabsmodelle für große Objekte

Im Bereich der Architektur können mit maßstabsgetreuen Modellen ganze Gebäude, Landschaften und Städte dargestellt werden. Neben der Architektur wird auch häufig beim Transportation Design auf Maßstabsmodelle gesetzt. Grundsätzlich sind für Maßstabsverkleinerungen die Dimensionen eines Objektes sowie die verursachten Kosten bei der Herstellung entscheidend. Auch wenn digitale Visualisierungsmethoden wie virtuelle Gebäudetouren (Virtual Reality) immer beliebter werden, vermitteln maßstabsgetreue Gebäudemodelle einen schwer zu ersetzenden Gesamteindruck. Besonders die Lage im Gelände, die Gebäudegröße sowie Abstandsflächen und Nachbarschaftsvergleiche lassen sich anhand eines Architekturmodells besser abschätzen. Bei der Maßstabsgröße ist darauf zu achten, wie detailreich ein Modell dargestellt werden soll und mit welchen Methoden gearbeitet wird. Wenn das Modell händisch gebaut werden soll (nicht CNC fräsen, Lasercutter oder 3D-Druck), ist ein einfach zu errechnender Maßstab zu empfehlen. 

Detailreiches Büromodell

Am Gestaltungsfeld der Innenarchitektur werden eher selten maßstabsgetreue Modelle hergestellt. Während meiner Designausbildung durfte ich das oben abgebildete Raummodell meines Entwurfs für ein Bürogebäude bauen.

Modell einer Bushaltestelle

Der modular aufgebaute Entwurf für Bushaltestellen in der Marktgemeinde Zeillern wurde in Zusammenarbeit mit Michael Strantz umgesetzt. Das Modell wurde entsprechend dem modularen Konzept so gestaltet, dass die Rückwandpaneele verschoben und getauscht werden können. 

Mockups – Formbezogene 1:1 Modelle

Hier werden Mockups im Bereich des Produktdesigns adressiert und nicht digital gestaltete Entwürfe für Apps oder Webseiten wie beim Webdesign. Mockups im Bereich des Produktdesigns können auch als Designmodell, Präsentationsmodell oder Clay-Modell (im Transportation Design) bezeichnet werden. Proportions- und Formmodelle (auch Clay-Modelle) können bereits zu Beginn des Entwurfsprozesses erstellt werden oder Vorstufen eines Mockups sein, bei dem die Form getestet und gegebenenfalls optimiert wird. Bei der Herstellung eines Mockups steht das optische Erscheinungsbild im Vordergrund und Funktionen werden nur optisch angedeutet (Knöpfe, Bildschirme usw.).

Herstellung eines Formmodells aus Schaum und das fertige Mockup aus verdichtetem Holz

Dieses Beispiel zeigt den Formfindungsprozess und das fertige Mockup. Das Mockup besteht aus dem Originalmaterial, was aber nicht immer der Fall ist bzw. sein muss. Clay Modelle sind zum Beispiel günstiger, einfacher und schneller herzustellen als Modelle mit den Originalmaterialien. Der Türdrücker in der Abbildung ist ein Mockup, da er nicht funktionsfähig ist. Durch den Einbau eines Vierkantstiftes für Türdrücker könnte das Modell den Status eines Prototyps erreichen. 

Mischform 1:1 Modell und Prototyp

Auch Mischformen können je nach Entwicklungsmöglichkeiten entstehen. Das oben abgebildete Beispiel zeigt einen Parfumflakon samt Verpackung. Dabei erreicht die Verpackung den Status eines Prototyps, der Flakon wurde im Gegensatz als reines Formmodell ohne optische Andeutung der Gebrauchsfunktionen hergestellt.

Prototypen – funktionsfähige Modelle

Prototypen sind in der Regel vollfunktionsfähige Produkte, die eine hohe Qualität aufweisen und kurz vor der Serienfertigung stehen. Prototypen sind im Vergleich zu Mockups oder einfachen Funktionsmodellen aufwendiger in der Herstellung und daher auch entsprechend teurer. In manchen Bereichen wie zum Beispiel dem Automobilsektor können dadurch sehr hohe Kosten entstehen. Schneller realisierbar sind Prototypen zum Beispiel im Möbelbau. Durch Rapid Prototyping können aber auch in anderen Bereichen schnell funktionsfähige Prototypen erzeugt werden. Dabei werden ganze Produkte oder Bauteile eines Produkts mittels 3D-Druck hergestellt. Durch Entwicklungen in den letzten Jahren können mittlerweile viele Materialien wie beispielsweise Metalle oder sogar Glas dreidimensional gedruckt werden.  

1:1 Funktionsmodell und Prototyp

Diese Abbildung zeigt links das Funktionsmodell, welches für Nutzertests hergestellt wurde, und rechts den finalen Prototyp. In diesem Fall beschränkt sich der Unterschied auf formgebende Details sowie die generelle Ausführungsqualität. Wie bereits erwähnt, müssen in anderen Gestaltungsbereichen wesentlich größere Anstrengungen zur Realisierung eines Prototyps unternommen werden.

Fazit    

Modelle, Mockups und Prototypen können sich grundlegend voneinander unterscheiden und sollten nicht synonym gesehen werden. Der Begriff Modell kann zwar allgemein bis zum Status Prototyp verwendet werden. Allerdings gibt es viele Abstufungen von Modellen, die sich sowohl mit technischen als auch mit formalen Fragen beschäftigen. Mockups beschränken sich dabei lediglich auf die Form- und Farbgebung eines Produkts. Technische Lösungen werden hingegen meistens in einer frühen Entwicklungsphase mit Funktionsmodellen überprüft, verbessert und später in den Prototypen integriert. Maßstabsgetreue Modelle bieten vor allem bei großen Objekten und Gebäuden eine Möglichkeit der physischen Visualisierung. Architekturmodelle unterstützen zum Beispiel die dimensionale Wahrnehmung eines Bauvorhabens.      
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