DIE BIRKE – EINE PIONIERPFLANZE

Birken sind ein optischer Hingucker, die durch ihren weißen Stamm gut erkannt werden. Daher werden die Bäume auch zur Augenbereicherung gepflanzt. Aber auch ökologisch hat der Baum eine große Bedeutung. Er besiedelt als Pionierbaumart Brachland und ist bedeutend für viele Insekten, Vögel und Pilze. Als Pionierbaumart ist die Birke zudem eine Wegbereiterin für andere Baumarten bei der natürlichen Waldbildung. Wirtschaftlich wird die Baumart immer noch sehr zurückhaltend genutzt, dabei bietet der Baum ein vielseitiges Potenzial.

Die aktuelle Nutzung der Baumart

Birken gehören zu den Pflanzen, die brachliegende Flächen als erste besiedeln. Die Samen von Birken lagern sich auf solchen Flächen ab. Beim Wachstum sind Birken anspruchslos bezüglich der Bodenqualität und der Nährstoffe. Daher wachsen sie zum Beispiel auf ungenutzten Industrieflächen. Birken sind lichtbedürftig und bevorzugen daher offene Flächen. 

Birken neben einer ehemaligen Imbissbude am Taleingang des Paznaun (das Gebäude wurde 2024 im Zuge einer Baustelle abgerissen): Die Abbildung zeigt eindrucksvoll die Besiedlungsfreudigkeit von Birken. Die Birkenstämme wachsen förmlich aus der Hütte heraus.

Neben Birken wachsen oft auch andere Pioniere wie Aspen (Zitterpappeln), Erlen und Weiden. Pionierbaumarten verbessern den Waldboden und begünstigen das Wachstum anderer konkurrenzstarker Baumarten und sterben später teilweise ab.  Daher wird das Holz dieser Baumarten manchmal gar nicht genutzt. Die Birke galt früher im Wirtschaftswald als „Peitscherin“ – solche Bäume wurden nicht gerne im Wald gesehen und daher entfernt. Heute werden Birken in Österreich hauptsächlich als Energie- und Industrieholz (für Plattenwerkstoffe) verwendet. Schnittholz für Möbel wird aufgrund fehlender waldbaulicher Strukturen kaum geerntet. 

Widerstandsfähig und zukunftsfähig trotz Klimawandel

Durch den Klimawandel häufiger auftretende Wetterextreme wie Stürme und Trockenheit gewinnen Pionierbaumarten wie die Birke mehr an Bedeutung. Die Birke ist laut Baumartenampel in ganz Österreich als klimafitte Zukunftsbaumart eingestuft. Sie ist eine sehr widerstandsfähige Baumart, die vom Tiefland bis ins Hochgebirge auf fast 2000 m Meereshöhe anzutreffen ist. Birken können gut mit Kälte, Wärme und Trockenheit umgehen, das beweisen sie unter anderem durch das große Vorkommen in Sibirien. Nach größeren Schadenereignissen wie beispielsweise Stürmen oder Lawinen können Birken schnell einen neuen Wald bilden. In den ersten Jahren können Birken einen jährlichen Zuwachs von bis zu 2 Metern erreichen.  

Waldschaden durch Lawinenabgang im Jahr 2019

Das Bild wurde im Herbst 2022, dreieinhalb Jahre nach einem Lawinenabgang beim Moosbach in Langesthei (Gemeinde Kappl) von mir aufgenommen. Zu sehen sind bereits mehrere junge Birken, die teilweise aus bestehenden Birkenstöcken ausgetrieben sind. Denn auch nicht komplett abgestorbene Wurzelstöcke können immer wieder neue Bäume hervorbringen. 

Eine Lawinenzone aus der Entfernung (Herbst 2022)

Dieser Lawinenstrich zwischen Kappl und Ischgl zeigt besonders im Herbst durch das verfärbte Laub die vielen Birken, Aspen, Erlen und Weiden. Die Pionierbäume kämpfen hier Jahr für Jahr gegen die Lawinen, die im Winter ins Tal abgehen.

Natürliche Waldverjüngung mit Pionierbäumen (Gemeinde Kappl)

Die Abbildungen zeigen gut, wie zu einem späteren Zeitpunkt Fichten und Lärchen das Kommando übernehmen und die Pioniere verdrängen. Wenn Birken in einem Fichtenwald zu wenig Licht bekommen, sterben sie frühzeitig ab. In solch exponierten Gebieten sind aber meistens krumm gewachsene Bäume vorzufinden (wie in der Abbildung zu sehen), was eine Verwendung als Nutzholz meistens ausschließt. 

Fazit

Ich habe mich bei meiner Masterarbeit intensiv mit dem Thema Birke und in der Folge vor allem mit der Rinde als natürliches Material beschäftigt. Dieser Artikel gibt einen Einblick in das Potenzial der Birke als Pionierbaumart. Im Waldbau wird die Baumart meines Erachtens immer noch viel zu wenig genutzt. In Österreich sind nicht alle Regionen gut geeignet (Steilhänge), um Birken als Wertholz anzubauen. In Hinsicht auf den Klimawandel können aber mit Birken zumindest leichter und schneller klimafitte Wälder entstehen.     
Weiter
Weiter

DO IT YOURSELF – HOCHBEET